Darstellung der kaiserlichen Familie im Schlosspark mit dem Schloss Gödöllö im Hintergrund

Legendäre Sisi

Sisi auf Reisen

Kaiserin Sisi fiel es schwer, lange auf einem Fleck zu sitzen, wie sie einmal schrieb. Monatelang war sie unterwegs. Ihre Reisen führten sie durch ganz Europa und Nordafrika, denn weit weg von der Wiener Hofburg fühlte sie sich am wohlsten.

Von Sabine Kaufmann

Die erste große Reise

Sisis erste lange Reise war zuerst gesundheitlichen Gründen geschuldet. Ein Lungenspezialist empfahl ihr einen Kuraufenthalt am Meer. Im Winter 1860 reiste sie auf die Atlantikinsel Madeira, um ihren Husten auszukurieren, wie es damals in den Zeitungen gemeldet wurde.

Aus einem Winteraufenthalt wurde eine zweijährige Reise. Wieder zu Hause präsentierte sich Elisabeth als eine selbstbewusste Frau, die für ihre Person und ihre Interessen eintrat. Zu einem ihrer Lieblingsorte wurde die Insel Korfu, auf der sie sich einen Palast bauen ließ, das sogenannte Achilleion.

Viel Zeit verbrachte Sisi auf Schloss Gödöllö, das sie vom ungarischen Volk als Geschenk zur Königskrönung erhielt. Von allen Zwängen und Repräsentationspflichten des Wiener Hofes befreit, fühlte sie sich hier äußerst wohl.

Besucher wurden nicht nach ihrem Rang, sondern entsprechend ihren Reitkünsten ausgewählt und empfangen. Ihre größte Leidenschaft galt dem Reiten, das sie meisterhaft beherrschte, was für Frauen ihrer Zeit eher ungewöhnlich war.

Berühmt sind auch ihre Reitaufenthalte in England und Irland. Als ausgezeichnete Parforcereiterin im Damensattel nahm sie dort an Fuchsjagden teil.

Holzschnitt: Sisi reitet im Park von Bieberich bei Wiesbaden aus

Sisi reitet im Park von Bieberich bei Wiesbaden aus

Lebenselixier Reisen

Das Reisen wurde zu Elisabeths Hauptbeschäftigung. Durch Europa fuhr sie meist mit einem eigens für die Kaiserin gebauten Hofsalonwagen, der aus einem Salon- und einem Schlafwagen bestand. Der Hofstaat, der Sisi begleitete, umfasste 102 Personen.

Mit von der Partie waren neben den Hofdamen auch Köche und Zuckerbäcker. Selbstverständlich verzichtete die Kaiserin weder auf ihre Stallburschen noch auf den Hoftafelgestalter.

Selbst Postbeamte begleiteten die Kaiserin, um vor Ort ein Telegrafenamt installieren zu können, damit die Kaiserin überall erreichbar blieb.

Franz Joseph, der sehr an Sisi hing, nahm sich von seinen Regierungsgeschäften immer wieder Auszeiten, um mit ihr Zeit zu verbringen. Das Kaiserpaar traf sich einmal im Jahr an der Côte d’Azur. Sisi reiste voraus und richtete alles für den gemeinsamen Urlaub her.

Häufig genutztes Feriendomizil von Elisabeth und Franz Joseph war die Hermesvilla im Lainzer Tiergarten ganz in der Nähe von Wien. Wenn Sisi allein auf Reisen war, blieben die beiden in regelmäßigem Briefkontakt.

Sisi, die Getriebene

Nach der Selbsttötung ihres Sohnes Rudolf fand die Kaiserin keinen Halt mehr. Sie unternahm nun vor allem Schiffsreisen auf der kaiserlichen Jacht. Vom Ozean fühlte sie sich angezogen.

In einem Gedicht schrieb sie:
"Eine Möwe bin ich von keinem Land,
Meine Heimat nenne ich keinen Strand,
Mich bindet nicht Ort und nicht Stelle;
Ich fliege von Welle zu Welle."

Portrait des jungen Kronprinzen Rudolf von Österreich-Ungarn

Nach dem Tod ihres Sohnes unternahm Sisi viele Schiffsreisen

Außergewöhnlich für die Zeit war, dass Sisi ein Tattoo auf dem Rücken hatte, einen Anker. Die See zog sie magisch an. Auf dem Verdeck ihres Schiffes stand ein runder Glaspavillon. Wenn es stürmisch war, ließ sie sich an einen Stuhl binden, um den Gezeiten und dem Meer noch näher zu sein.

Am Ende ihres Lebens wurde Elisabeth ruhe- und rastlos, sie fühlte sich einsam und verlassen. Ihre Reisen wurden immer mehr zu Fluchten vor den Menschen und sich selbst.

Quelle: SWR | Stand: 22.03.2020, 16:25 Uhr

Darstellung: