Frau und Mann lachen in Nahaufnahme.

Körpersprache

Diese Körpersprach-Signale gibt es überall auf der Welt

Was in einem Land als Zustimmung gilt, kann in einem anderen als Demütigung missverstanden werden. Doch Lächeln, Stirnrunzeln, Verbeugung und einige andere Signale der Körpersprache versteht man weltweit.

Von Julia Lohrmann

Das Lächeln

Ein echtes Lächeln wird von allen Menschen als positives Signal empfunden. Es wirkt ansteckend und erzeugt eine freundliche Atmosphäre. Schon ganz kleine Säuglinge betören so ihre Eltern.

Jeder Konflikt wird durch ein Lächeln entschärft. Bei einem echten Lächeln zieht sich der große Ringmuskel der Augen zusammen, so dass Lachfältchen entstehen und die Augen zu strahlen scheinen.

Bei einem künstlichen oder mechanischen Lächeln fehlt die Beteiligung der Augen und das Lächeln hat eine viel geringere Wirkung. Das Zurückziehen der Lippen und Entblößen der Zähne ist bei den Affen ein Signal der Unterwerfung. Man vermutet, dass das menschliche Lächeln diese friedensstiftende Wirkung bewahrt hat.

Der Kuss

Ein Kuss ist ein deutliches Zeichen der Zuneigung und der Intimität. Liebende küssen sich von Mund zu Mund, lange und ineinander versunken. Die Oma gibt ihrem Enkelkind einen schmatzenden Kuss auf die Wange. Staatsoberhäupter herzen sich mit dem Bruderkuss. Auch bei Schimpansen gibt es den Kuss als Geste der Zuneigung.

Ursprünglich entstammt die zärtliche Lippenberührung vermutlich der Kinderaufzucht. Das Muttertier schob den Jungen die vorgekaute Nahrung in den Mund. Bei einigen Völkern wird diese Praxis noch immer genutzt, wenn die Kinder von der Muttermilch auf feste Nahrung umgestellt werden sollen.

Das Mund-zu-Mund-Füttern wurde zu einer ritualisierten Geste, die von allen Menschen als Zeichen der Sympathie und innige Zuneigung verstanden wird.

Zwei Frauen küssen sich.

Küssen drückt Zuneigung aus

Die Verbeugung

Das tiefe Zu-Boden-Beugen ist die ausgeprägteste Form der Verbeugung. Sie bedeutet Unterwerfung, denn in dieser Position ist keine Flucht und kein Angriff möglich, man ist dem Willen des anderen ausgeliefert.

Auch bei Tieren ist zu beobachten, dass der Schwächere seine Unterlegenheit eingesteht, indem er sich klein macht und so versucht zu beschwichtigen.

Bei Menschen hat diese ursprüngliche Unterwerfungsgeste verschiedene ritualisierte Formen angenommen: der kunstvolle Hofknicks im Barock, der preußische "Bückling", das wohlwollend grüßende Kopfneigen.

Die abgeschwächteste Form der Verbeugung ist das Senken des Blicks. Besonders Frauen werden in vielen Gesellschaften dazu erzogen, auf diese Weise eine untergebene Position einzunehmen.

Kupferstich: Ludwig XIV. verbeugt sich.

Eine Verbeugung zeigt seit jeher Respekt

Das Ekelgesicht

Das Herausstrecken der Zunge ist bei Kindern der westlichen Welt eine sehr beliebte Grimasse, die von Eltern gar nicht gern gesehen wird. Dabei ist dieses Zeichen der Abscheu in fast allen Kulturen bekannt, denn es ist eine ritualisierte Geste, die ursprünglich aus dem Ausspucken ekelhafter Nahrung entstanden ist.

Eine mildere Form der Missbilligung ist das Naserümpfen. Durch das Zusammenziehen der Nasenlöcher soll unwillkürlich verhindert werden, dass ein unangenehmer Geruch eindringen kann. Als kommunikatives Zeichen wird es weltweit als leichte Ablehnung verstanden.

Die Kombination aus Naserümpfen und Brechgeste mit Herausstrecken der Zunge ist dagegen ein richtiges "Ekelgesicht", das unübersehbare starke Ablehnung signalisiert.

Ein Junge ekelt sich

Purer Ekel

Das Stirnrunzeln

Steile Falten auf der Stirn signalisieren weltweit: Achtung, Aggressivität! Die senkrechten Furchen sind von Gesicht zu Gesicht verschieden und entstehen durch das Senken und gleichzeitige Zusammenziehen der Augenbrauen. Durch diese Geste sollen die Augen bei einem möglichen Angriff geschützt werden.

Es gibt noch andere Zeichen dafür, dass der Körper sich auf einen Kampf vorbereitet. Beide Füße nehmen Kontakt mit dem Boden auf, die Beinmuskeln spannen sich an, um schnell angreifen oder fliehen zu können.

Die Nasenflügel weiten sich, um mehr Luft aufnehmen zu können. Die Atmung wird intensiver, die Zähne werden zusammengepresst, die Fäuste geballt. Wenn der Körper eine so intensive Kampfstellung einnimmt, ist der Konflikt allerdings schon weit fortgeschritten.

In einem normalen Gespräch sind die Zeichen meist viel dezenter, haben aber denselben Ursprung. Das senkrechte Stirnrunzeln genügt, um dem Gesprächspartner Ablehnung und Ärger zu signalisieren. Waagerechte Stirnfalten dagegen entstehen, wenn wir die Augenbrauen anheben, etwa wenn wir überrascht oder ängstlich sind.

Eine Frau runzelt die Stirn.

Stirnrunzeln als Zeichen der Überraschung

Der Augengruß

Für ganz kurze Zeit werden die Augen aufgerissen und oft ergänzt ein Lächeln diese freundliche Geste. Der Augengruß wird weltweit als Zeichen der positiven Zuwendung verstanden.

Das Heben der Augenbrauen diente ursprünglich dazu, für kurze Zeit unsere Sehfähigkeit zu verbessern. Durch die größere Öffnung der Augen wird unser Gesichtskreis erweitert. Bei Überraschungen ist das Augenaufreißen die übliche Reaktion. So ist der Augengruß vielleicht als Zeichen der freundlichen Überraschung entstanden: Oh, du bist auch hier – wie schön!

(Erstveröffentlichung 2004. Letzte Aktualisierung 09.06.2020)

Quelle: WDR

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