Krebs

Finanzielle Hilfen für Krebskranke

Wer an Krebs erkrankt, muss sich auch Gedanken machen, wovon er während der Erkrankung seinen Lebensunterhalt bestreiten will. Wie hoch ist das Krankengeld? Kommt eine Erwerbsminderungsrente in Betracht? Wir geben einen Überblick über verschiedene Angebote.

Von Angelika Wörthmüller

Krankengeld

Wer bekommt's? Gesetzlich Krankenversicherte, die einer versicherungspflichtigen Tätigkeit nachgehen, haben Anspruch auf Krankengeld, wenn sie während einer längeren Krankheit arbeitsunfähig sind oder stationär behandelt werden. Auch während einer Rehabilitation kann unter Umständen ein Anspruch auf Krankengeld bestehen.

Selbstständige haben weder einen Anspruch auf sechs Wochen Entgeltfortzahlung, noch automatisch Anspruch auf Krankengeld. Seit August 2009 können Selbstständige aber wieder das gesetzliche Krankengeld bekommen, wenn sie den richtigen Tarif wählen. Selbstständige zahlen dann einen höheren Beitragssatz und bekommen ab dem 43. Tag nach der ärztlichen Feststellung der Arbeitsunfähigkeit Krankengeld. Bis zur sechsten Woche können private Zusatzversicherungen oder Wahltarife für Selbstständige der gesetzlichen Krankenversicherung greifen; diese müssen aber gesondert abgeschlossen werden.

Wie viel? Das Krankengeld beträgt 70 Prozent des Brutto- oder 90 Prozent des Netto-Einkommens. Davon werden Renten-, Arbeitslosen- und Pflegeversicherung abgezogen, sodass de facto oft kaum mehr als die Hälfte des Bruttoverdienstes übrigbleibt.

Wie lange? Krankengeld wird längstens für 78 Wochen innerhalb von drei Jahren ab Beginn der Arbeitsunfähigkeit gezahlt. Zeiten der Lohn- oder Gehaltsfortzahlung durch den Arbeitgeber werden bei der Berechnung der 78 Wochen angerechnet, verkürzen also die Bezugsdauer.

Wichtig: Krankengeld bekommt nur, wer krankgeschrieben ist. Achten Sie darauf, dass keine Lücke entsteht. Die Ärzte im Krankenhaus dürfen übrigens sieben Tage länger krankschreiben, als ein Aufenthalt dort dauert. So bleibt Zeit, um einen Termin bei einem niedergelassenen Arzt zu vereinbaren.

Achtung! Liegt ein ärztliches Gutachten vor, etwa vom Medizinischen Dienst der Krankenversicherung (MDK), das besagt, dass die Erwerbsfähigkeit erheblich gefährdet oder gemindert ist, kann die Krankenkasse eine Frist von zehn Wochen setzen, innerhalb derer ein Antrag auf Rehabilitation gestellt werden muss. Verstreicht die Frist, ohne dass der Antrag gestellt wurde, entfällt der Anspruch auf Krankengeld mit Ablauf der Frist.

Vorsicht: Manchmal fordert eine Krankenversicherung einen Versicherten nicht auf, eine Reha zu beantragen. Wenn das Krankengeld dann nach 78 Wochen ausläuft, droht zusätzlich der Verlust des Krankenversicherungsschutzes. Arbeitslosengeld bei Arbeitsunfähigkeit kann die drohende Lücke schließen. Diese Sonderform des Arbeitslosengelds heißt Nahtlosigkeitsregelung. Ein Anspruch darauf besteht so lange, bis über die Frage der verminderten Erwerbsfähigkeit entschieden wird. In dieser Zeit zahlt das Arbeitsamt die Beiträge zur Krankenversicherung.

Tipp: Lassen Sie sich vor Ablauf des Krankengeldes in einer Beratungsstelle über die verschiedenen Finanzierungsmöglichkeiten beraten. Beratungen bieten zum Beispiel Verbraucherzentralen, Wohlfahrtsverbände oder die Deutsche Krebshilfe.

Für Krankentagegeld ist eine Versicherung nötig | Bildquelle: SWR

Warum? Eine Krankentagegeldversicherung kann die Finanzlücke schließen, die durch das Krankengeld der gesetzlichen Krankenversicherung entsteht. Sie muss privat abgeschlossen werden. Eine Krankentagegeldversicherung ist besonders wichtig für Selbstständige, Freiberufler, Minijobber und mitversicherte Ehepartner, die keinen Anspruch auf Krankengeld haben.

Wie lange? Krankentagegeld ist nicht zeitlich begrenzt, es endet erst, wenn ein Arzt bescheinigt, dass der Versicherte wieder arbeitsfähig ist oder wenn eine Berufsunfähigkeit festgestellt wird.

Wie viel? Die Höhe der Auszahlungen schwankt nach Beitrag und Beginn der Zahlung: Die meisten Tarife beginnen ab dem 43. Tag, wenn ab dem 14. Tag gezahlt werden soll, sind die Beiträge höher. Für Selbstständige ist es sinnvoll, einen früheren Zahlungsbeginn des Krankentagegeldes zu vereinbaren – zum Beispiel ab dem vierten, 15. oder 22. Tag der Arbeitsunfähigkeit.

Hinweis: Privat Krankenversicherte haben die Möglichkeit, mit ihrer Versicherung eine Krankentagegeldversicherung abzuschließen. Die Höhe wird jeweils tariflich vereinbart.

Eine Erwerbsminderungsrente ist meistens zeitlich befristet | Bildquelle: Imago

Erwerbsminderungsrente

Wer ist berechtigt? Eine Erwerbsminderungsrente steht Menschen zu, die seit mindestens fünf Jahren in der gesetzlichen Rentenversicherung sind und mindestens drei Jahre Pflichtbeiträge gezahlt haben. Sie ist in der Regel auf drei Jahre befristet, danach wird der Anspruch erneut überprüft. Über den Zeitpunkt entscheidet die gesetzliche Krankenversicherung, indem sie den Patienten anschreibt und ihn auffordert, einen Antrag auf Reha zu stellen. Dann wird geprüft, ob ein Anspruch auf Erwerbsminderungsrente besteht.

Wie viel? Es gibt volle oder Teil-Erwerbsminderungsrente: Wer weniger als drei Stunden täglich arbeiten kann, bekommt volle Erwerbsminderungsrente, bei drei bis sechs Stunden ist es nur die halbe. Die Höhe der Erwerbsminderungsrente hängt unter anderem von den Rentenansprüchen ab, die im Laufe des Erwerbslebens erworben wurden. Im Jahr 2017 betrug die durchschnittliche volle Erwerbsminderungsrente bei Neubeziehern 716 Euro im Monat. Voll- und Teil-Erwerbsminderungsrenten haben unterschiedliche Grenzen für zusätzliche anrechnungsfreie Einkommen, zu denen auch Hartz IV zählt.

Wichtig! Der Patient sollte seinen Spielraum ausnutzen – die Kasse lässt ihm zehn Wochen Zeit, um seinen Reha-Antrag zu stellen. Manchmal, etwa wenn die Erwerbsminderungsrente niedriger ausfällt als das Krankengeld, ist es sinnvoll, bis zum letzten Zeitpunkt zu warten. Das gilt auch, wenn die Aufforderung zum Reha-Antrag vor Ablauf des Arbeitslosengeldes kommt. Gerade chronisch Kranke bekommen nach Auslaufen des Krankengeldes oft noch Arbeitslosengeld. Am besten ist es, sich beraten zulassen. Anlaufstellen sind zum Beispiel die Sozialdienste der Krankenhäuser, die Landeskrebsgesellschaften, örtliche Beratungsstellen von Wohlfahrtsverbänden oder der Krebsinformationsdienst, der auch per E-Mail Auskünfte gibt.

Tipp 1: Wenn die Erwerbsminderungsrente nicht gewährt wird, kann Widerspruch eingelegt werden. Es ist sinnvoll, sich dafür bei einer Beratungsstelle Unterstützung zu holen.

Tipp 2:Sollte die Erwerbsminderungsrente sehr niedrig sein, kann Grundsicherung beantragt werden. Dann müssen die Betroffenen aber im Rahmen der "Restleistungsfähigkeit" jede Tätigkeit annehmen, sofern sie arbeiten können. Einen sogenannten Berufsschutz gibt es nicht mehr.

Der Härtefonds der Deutschen Krebshilfe ist spendenfinanziert | Bildquelle: Imago

Härtefonds der Deutschen Krebshilfe

Wer bekommt Geld? Der Härtefonds der Deutschen Krebshilfe ist für finanziell in Not geratene Menschen gedacht, die nur ein niedriges Einkommen haben, wenig Krankengeld oder eine geringen Erwerbsminderungsrente bekommen. Die Zuwendung ist an Familien-Einkommens-Grenzen gebunden. Das monatliche Nettoeinkommen abzüglich der festen monatlichen Ausgaben durfte im Jahr 2019 folgende Grenzen nicht übersteigen: bei einer Person 424 Euro, bei zwei Personen 725 Euro, bei drei Personen 1074 Euro.

Wie viel? Es gibt in der Regel nur eine einmalige Geldleistung. Sie richtet sich nach der Bedürftigkeit und lag im Jahr 2019 zwischen 440 Euro und 800 Euro. Die Gelder stammen aus Spenden an die Deutsche Krebshilfe.

Tipp: Die Antragsformulare und ein Merkblatt können auf der Website der Deutschen Krebshilfe heruntergeladen werden.

Eine Berufsunfähigkeitsversicherung kann Einkommenssorgen lindern | Bildquelle: Imago

Berufsunfähigkeitsversicherung

Für wen sinnvoll? Eine private Berufsunfähigkeitsversicherung kann sehr hilfreich sein und finanzielle Einbußen durch eine lange schwere Krankheit ausgleichen helfen. Sie muss natürlich vor der Erkrankung abgeschlossen worden sein. Die Leistungen sind unterschiedlich – je nach Vertrag. Sie werden meistens gewährt, wenn eine Berufsunfähigkeit von mindestens 50 Prozent besteht und diese voraussichtlich länger als sechs Monate dauern wird.

Tipp:Wenn es zu Streitigkeiten mit der Versicherungsgesellschaft kommt, kann eine Rechtsschutzversicherung helfen. Wichtig ist, bei Abschluss darauf achten, dass dieser Leistungsfall enthalten ist.

Stufenweiser Wiedereinstieg in den Beruf

Für wen? Die stufenweise Wiedereingliederung nach dem sogenannten "Hamburger Modell" soll arbeitsunfähige Arbeitnehmer, die lange schwer krank waren, schrittweise an die volle Arbeitsbelastung heranführen und den Übergang zur vollen Berufstätigkeit erleichtern. Der Anspruch auf eine Wiedereingliederung nach langer Krankheit ist gesetzlich verankert. Arbeitgeber sind also grundsätzlich gesetzlich verpflichtet, an der Wiedereingliederung mitzuwirken und die Umsetzung des Plans, den der Betroffene mit seinem Arzt ausgearbeitet hat, zu ermöglichen. Ausnahme: der Arbeitgeber hat begründete Zweifel, dass der Wiedereingliederungsplan umsetzbar ist.

Wie lange? Eine stufenweise Wiedereingliederung dauert in der Regel sechs Wochen bis sechs Monate. Jeder Partner kann die stufenweise Wiedereingliederung durch Erklärung gegenüber dem anderen Partner sofort beenden.

Wichtig: Der Arbeitnehmer ist während der stufenweisen Wiedereingliederung weiterhin krankgeschrieben und erhält Kranken- oder Übergangsgeld. Findet eine stufenweise Wiedereingliederung unmittelbar im Anschluss an eine medizinische Reha statt – also innerhalb von vier Wochen nach Entlassung aus einer Reha-Klinik – trägt die Rentenversicherung die Kosten. Trifft dies nicht zu, ist in den meisten Fällen die Krankenversicherung zuständig.

Betroffener und Arzt machen einen Umsetzungsplan für den Wiedereinstieg in den Beruf | Bildquelle: Imago