Das passende Ehrenamt
"Unsere Ehrenamtlichen übernehmen Verantwortung, für sich und andere Menschen und sind deshalb etwas ganz Besonderes", heißt es auf der Homepage des Deutschen Roten Kreuzes (DRK). So engagieren sich zum Beispiel in der Berg- oder Wasserwacht, als Rettungssanitäter oder im sozialen Dienst.
So verschieden die Menschen, so unterschiedlich sind auch die Ehrenämter. Der Hobbyfußballer engagiert sich als Fanbetreuer bei seinem Verein, Hund und Frauchen spüren mit der Rettungshundestaffel Vermisste auf, oder der pensionierte Lehrer hilft sozial schwachen Kindern bei den Hausaufgaben.
Ehrenamt soll Spaß machen. Vernünftig ist es deshalb vorab zu überlegen, was zu einem passt. Wo liegen die persönlichen Stärken und Interessen? Wie viel Zeit möchte man investieren? Mehr als 300 regionale Vermittlungsstellen helfen dann dabei, die passende Aufgabe zu finden. Oder man wendet sich direkt an Organisationen und Vereine, die Ehrenamtliche beschäftigen.
Ehrenamt ist Ehrensache
Nicht Geld lockt die Menschen dazu, freiwillig die Ärmel hochzukrempeln. Es ist der Gedanke an das Gemeinwohl. Trotzdem gibt es Vergünstigungen, die sich finanziell bemerkbar machen. Einige Organisationen und Vereine, besonders Sportvereine, zahlen ihren Ehrenamtlichen eine kleine Aufwandsentschädigung.
Diese ist, als Übungsleiterpauschale, bis zu 2400 Euro im Jahr steuerfrei. In der Regel fällt darunter die ehrenamtliche Tätigkeit von Trainern, Ausbildern, Dozenten, Künstlern und Pflegern. Wer keine Übungsleiterpauschale geltend machen kann, darf zumindest 720 Euro im Jahr als Ehrenamtspauschale steuerfrei in die Brieftasche stecken.
Gut versichert?
Damit ehrenamtlich Tätige bei Unfall oder Schaden nicht noch draufzahlen müssen, haben viele Vereine eigene Versicherungen abgeschlossen. Doch auch wer frei, ohne Träger arbeitet, ist mitunter versichert.
Alle Bundesländer haben für ehrenamtliche, gemeinnützige Tätigkeiten Unfall- und Haftpflichtversicherungen abgeschlossen. Die Tätigkeit muss noch nicht einmal vorher angemeldet werden. Erst im Schadensfall nimmt der Ehrenamtler Kontakt mit der betreffenden Landesbehörde auf. Wichtig ist es, dass die Tätigkeit gemeinnützig ist.
Schwierig wird es für ehrenamtlich Tätige, die zum Beispiel nur einem Nachbarn und nicht mehreren helfen. Ob die Landesversicherungen bei einem persönlich greifen, sollte man im Zweifel lieber vorab erfragen. Wer ganz auf Nummer sicher gehen will, kann sich mit seinem Ehrenamt auch einem bestehenden Verein angliedern, der seine Mitglieder kostenfrei versichert.
Zukunft des Ehrenamtes
Angesichts leerer Haushaltskassen gewinnt das Ehrenamt immer mehr an Bedeutung. Während die bezahlte hauptamtliche Arbeit auf anrechenbare Tätigkeiten wie die Pflege reduziert wird, sorgen die Freiwilligen für Menschlichkeit. Sie sind es, die Bücher vorlesen, für hilfsbedürftige Menschen einkaufen oder mit ihnen spazieren gehen.
Ohne sie würde unser Sozialsystem zusammenbrechen. Kritiker befürchten, dass der Staat sich so immer mehr aus seiner Verantwortung herausstiehlt. Anstelle professioneller Hilfe sei ehrenamtlicher Dilettantismus die Folge.
Die Zahl derer, die in der Stärkung des Ehrenamtes einen gesellschaftlichen Gewinn sehen, überwiegt jedoch. Ehrenamt schafft soziale Bindungen. Es ist etwas anderes, ob ein bezahlter Gärtner einem den Rasen mäht oder ein Nachbar aus Hilfsbereitschaft. Soziologen sehen deshalb im Ehrenamt einen Kitt, der unsere pluralistische Gesellschaft zusammenhält.
Auch das Mitbestimmungsrecht der Bürger werde gestärkt. Weg vom Wohlfahrtsstaat, hin zum Bürgerstaat, so lautet das Motto. Denn je mehr soziale Einrichtungen unbezahlte Hilfe benötigen, umso mehr Einfluss haben die Ehrenamtler. Wenn es ihnen nicht passt, können sie einfach gehen. Beschwert sich ein freiwilliger Helfer zum Beispiel über den Uringestank im Altenheim und es wird nichts dagegen unternommen, wird er vielleicht nicht mehr wiederkommen. Das kann sich die Einrichtung aber auf Dauer nicht leisten.
(Erstveröffentlichung 2009. Letzte Aktualisierung 08.10.2018)