Magellan will zu den Molukken
Ferdinand (Fernando) Magellan (1480-1521) gilt als erster Weltumsegler – dabei kehrte er selbst von seiner Reise nicht zurück.
Magellan ist davon besessen, die westliche Passage zu den Gewürzinseln zu entdecken – die indonesische Inselgruppe kennt man heute unter dem Namen Molukken.
Vom portugiesischen König holt er sich eine Abfuhr, als er um die Finanzierung der risikoreichen Fahrt ersucht, also segelt er unter spanischer Flagge.
Am 10. August 1519 verlässt Magellans Flotte den Hafen von Sevilla. Alle fünf Karavellen (dreimastige Segelschiffe) sind alt und abgenutzt. Unter den gut 260 Besatzungsmitgliedern befinden sich nur wenige Freiwillige. Meuterei, Hunger, Skorbut und Stürme setzen Magellan und seiner Mannschaft zu.
Einzig mithilfe der Navigationsinstrumente Quadrant und Kompass – und dank seiner guten Kenntnis von Meer und Gestirnen – hält der Entdecker seine Expedition auf Kurs.
Im November 1520 segelt Magellan durch die später nach ihm benannte Straße, die an der Südspitze Südamerikas den Atlantischen und den Pazifischen Ozean verbindet.
Am 7. April 1521 fährt er in den Hafen der philippinischen Insel Cebu ein – und stirbt kurz darauf im Kampf gegen die Einheimischen der Nachbarinsel Mactan.
Nur 18 Mann erreichen drei Jahre nach ihrem Aufbruch mit einem einzigen Schiff, der "Victoria", den Hafen von Sevilla. Kapitän Juan Sebastián Elcano und seinen 17 Seeleuten gebührt die Ehre, als Erste die Welt umrundet zu haben.
Ein Pirat auf Plünderfahrt
Schickte Königin Elisabeth I. den berüchtigten Freibeuter Francis Drake (1540-1596) auf eine Kaperfahrt? Wollte er die spanischen Städte in Südamerika ausrauben oder sich auf die Suche nach der sagenumwobenen Terra Australis machen?
Wir wissen nicht, mit welchem Ziel Drake am 13. Dezember 1577 mit fünf Schiffen in See sticht. Sicher ist: Der englische Seefahrer durchquert die Magellanstraße, verliert aber bereits auf dem Weg dorthin zwei Schiffe und direkt danach zwei weitere.
Pirat und Weltumrunder: Sir Francis Drake
Doch Drake lässt sich nicht beirren. Mit seiner "Golden Hinde" – einer Galeone, also einem Kriegsschiff, das mit 18 Kanonen bewaffnet ist – segelt er an der Westküste Südamerikas entlang und plündert zahlreiche spanische Schiffe und Siedlungen aus.
Voll beladen mit Gold- und Silberschätzen macht er sich schließlich auf den Heimweg, wobei er die Magellanstraße meidet. Über Nordamerika, die Gewürzinseln und schließlich um das Kap der Guten Hoffnung herum steuert Drake nach über 1000 Tagen in heimatliche Gewässer und umrundet damit ungeplant als erster Engländer die Welt.
Weltreisender wider Willen
Ein Missverständnis, eine kleine Sprachverwirrung war schuld daran, dass der Österreicher Christoph Carl Fernberger (1596-1653) die Welt umrundete.
Gerade erst hat sich der Hauptmann der spanischen Armee im Jahr 1621 aus der Gefangenschaft der Niederländer freigekauft und sucht ein Schiff, das ihn schnellstmöglich nach Venedig zurück zu seinen Truppen bringt.
Doch er versteht den niederländischen Kapitän wohl falsch, auf dessen Schiff er anheuert. Statt Kurs auf Italien zu nehmen, segelt die Mannschaft samt Fernberger Richtung Afrika – und erleidet Schiffbruch vor den Kapverdischen Inseln.
Fernberger hat Glück im Unglück: Schon zwei Wochen später taucht eine Flotte auf, wieder sind es Niederländer, die ihn an Bord nehmen. Dieses Mal heißt das Ziel der Reise: die Magellanstraße und der Pazifik.
Die Niederländer wollen spanische Galeonen kapern – doch das Vorhaben geht schief und Fernberger sitzt in Ostasien fest.
Erst sieben Jahre nach seinem Aufbruch kehrt der Weltreisende wider Willen in seine Heimat zurück und verfasst ein "Reißbüchlein" über seine unfreiwillige Entdeckungsfahrt.
Forschungsreisende an Bord
Einer der Ersten, die die Welt zu Forschungszwecken umsegelten, war der Franzose Louis Antoine de Bougainville (1729-1811). Im Dezember 1766 sticht er im Auftrag der Regierung in See, begleitet wird er von mehreren Naturforschern.
Zweieinhalb Jahre dauert die Expedition und Bougainville bringt wichtige Erkenntnisse mit nach Hause. Zum ersten Mal war ein Großteil des Pazifischen Ozeans genau erforscht worden: die Lage der Inselgruppen, der Verlauf der Küste, die Tiefe der schwierigsten Durchfahrten und die Richtung der vorherrschenden Winde.
Die Challenger verfügte auch über Dampfantrieb
Knapp 100 Jahre später läutet die Expedition der britischen Korvette "HMS Challenger" ein neues Zeitalter der Tiefseeforschung ein. Die Wissenschaftler an Bord untersuchen auf ihrer dreieinhalb Jahre dauernden Weltumrundung die Tiefsee an über 350 Stellen bis zu einer Tiefe von über 8000 Metern und entdecken über 4000 neue Tierarten.
Die Challenger war allerdings kein reines Segelschiff, sondern hatte einen zusätzlichen Dampfantrieb.
Allein auf weiter See
Während Forschungsreisende von nun an vermehrt den technischen Fortschritt beim Schiffsbau nutzten, wurden Weltumsegelungen ein Sport für Abenteuerlustige und Rekordsucher.
Der Amerikaner Joshua Slocum (1844-1909) ist der Erste, der sich im Jahr 1895 allein aufmacht, die Weltmeere zu bezwingen. Die Voraussetzungen dafür könnten kaum schlechter sein: Sein Schiff "Spray", ein alter Austernfischer, kann sich – einmal gekentert – nicht selbst aufrichten.
An navigatorischer Ausrüstung führt Slocum einzig einen Sextanten und eine Uhr, die nur noch einen Stundenzeiger besitzt, mit sich.
Slocum verteidigt sich gegen Piraten
Kaum zu glauben, doch nach drei Jahren kehrt Slocum wohlbehalten in die USA zurück. Seine Reise vermarktet er mit dem Buch "Sailing Alone around the World", einem Klassiker der See- und Abenteurerliteratur.
Doch sein Ruhm verblasst noch zu Lebzeiten und Slocum findet schließlich ein Lebensende auf hoher See: 1909 ist er auf dem Nordatlantik verschollen.
Immer schneller, immer jünger
Viele hundert Solosegler folgten schätzungsweise seither Slocums Spuren, allerdings führt darüber keine Institution Buch. Seit der Entwicklung hoch technisierter Selbststeueranlagen in den 1970er Jahren erfreuen sich Einhand-Weltumsegelungen, also Reisen mit nur einem Mann oder einer Frau an Bord, großer Beliebtheit.
Längst sind alle seglerischen Erstleistungen vollbracht: einmal, zweimal, dreimal rund um die Welt, nonstop, mit dem Wind und gegen den Wind.
Die "Jules Verne Trophy" wird für die schnellste Weltumrundung an den jeweiligen Rekordhalter verliehen. Und das Einzige, womit Einhandsegler heute noch wirklich Aufsehen erregen können, ist ihr Alter.
So kehrte 2010 die 16-jährige Australierin Jessica Watson als bis dato jüngste Weltumseglerin von ihrem 210 Tage langen Törn zurück. Auf ihrem gerade mal zehn Meter langen Schiff "Ella's Pink Lady" wurde die Schülerin aus Sicherheitsgründen ständig mit einem Ortungsgerät überwacht – war aber ansonsten völlig auf sich allein gestellt. Die Welt ließ die Rekordjägerin an ihrem Abenteuer per Weblog teilhaben.
Übertroffen wurde Watson rund anderthalb Jahre später von der Niederländerin Laura Dekker. Nach 500 Tagen auf See erreichte die bei ihrer Ankunft ebenfalls 16-Jährige 2012 die Karibikinsel Sint Maarten.
Jessica Watson verlässt den Hafen von Sydney
Das Guinness-Buch der Rekorde lehnte allerdings einen Eintrag ab, um nicht noch weitere Minderjährige zu einer Weltumseglung zu ermuntern.
(Erstveröffentlichung: 2010. Letzte Aktualisierung: 08.04.2021)
Quelle: WDR