Grote Mart/Grand Place
Der Grote Mart oder Grand Place ist wirklich groß. So groß, dass Touristen bei dem Versuch, ihn auf einem Foto festzuhalten, regelmäßig verzweifeln. Das 96 Meter hohe gotische Rathaus ragt aus jedem Bild, und weil die schmalen verschnörkelten Zunfthäuser den Marktplatz von allen Seiten umgeben, bekommt man nie alle auf einmal aufs Foto.
Mit dem "Großen Markt" begann Brüssels Geschichte als große Stadt. Philipp der Gute erklärte Brüssel 1430 zur Hauptstadt des Burgunderreiches. Handel und Handwerk machten die Stadt reich und zogen berühmte Künstler wie den Maler Pieter Bruegel an.
Im 16. Jahrhundert jedoch geriet Brüssel unter spanische Herrschaft. Die wirtschaftliche und geistige Elite zog sich nach Amsterdam zurück und Brüssel verlor an Bedeutung.
Manneken Pis
Paris hat den Eiffelturm, New York hat die Freiheitsstatue. Brüssels Wahrzeichen ist ein nicht mal 60 Zentimeter großes Männchen namens Manneken Pis, das an besonderen Festtagen Bier pinkelt. Es verkörpert den "Geist der Brüsseler Bevölkerung" – so heißt es in manchen Reiseführern.
Fest steht: Die Brüsseler lieben ihr Manneken Pis. Als die Franzosen im 17. Jahrhundert die Stadt eroberten und den Groten Mart fast völlig zerstörten, versteckten die Brüsseler den pausbäckigen Knaben.
Als der Krieg vorbei war, setzten sie Manneken Pis auf einen hohen Sockel. Seitdem strullt der kleine Kerl aus luftiger Höhe: "Der Herr hat mich aus Stein errichtet und nun richte ich mein Haupt über meine Feinde", heißt es auf dem Sockel.
Heute ist die Figur allerdings nicht mehr aus Stein, sondern aus Bronze. Und beim Flanieren bekommt man auch nur eine Kopie zu sehen. Nachdem der unzüchtige Knabe einige Male entführt wurde – zuletzt 1963 wegen einer Wette unter Studenten –, pinkelt das Original nun im Museum "Maison du Roi".
Nackt ist das Brüsseler Wahrzeichen übrigens selten zu sehen. Manneken Pis hat einen eigenen Gewandmeister, der ihn bei Länderspielen auch schon mal in das Trikot der Nationalmannschaft hüllt. Das Männchen war aber auch schon Dracula, Elvis und Osterhase und trägt am Welt-Aids-Tag ein Kondom.
Manneken Pis – seit 1619 einer der beliebtesten Bürger Brüssels
Die Börse
Der beeindruckende Finanztempel von 1873 erinnert an Brüssels Glanzzeit im 19. Jahrhundert. 1830 wurde Belgien nach spanischer, französischer und österreichischer Herrschaft auch von den Niederlanden unabhängig.
Brüssel wurde wieder Hauptstadt und erlebte einen gewaltigen Aufschwung. Ländliche Gemeinden verschmolzen mit dem historischen Stadtkern, die Stadt wuchs.
Die Treppen vor der Börse sind heute ein guter Platz, um dem städtischen Treiben zuzugucken – oder eine Demonstration zu verfolgen. Die finden auf dem Vorplatz nämlich mit großer Regelmäßigkeit statt.
Ein Teil des Fassadenschmucks an der Brüsseler Börse stammt von Auguste Rodin
Jubelpark und Triumphbogen
Leopold II. war der Sohn des ersten belgischen Königs. Er hatte eine große Leidenschaft für pompöse Bauwerke und den Willen, Belgien in der ganzen Welt bekannt zu machen. 1880 ließ Leopold II. zum 50. Jahrestag der Unabhängigkeit Belgiens den Jubelpark (Parc du Cinquantenaire) mit seinen imposanten Bauwerken errichten.
Mittelpunkt des Parks ist heute der Triumphbogen. Der war zwar auch schon zum 50. geplant, wurde aber erst zum 75. Jahrestag der Unabhängigkeit gebaut. Der König musste den Bogen zu großen Teilen aus eigener Tasche bezahlen, die Regierung weigerte sich, für ein so unnützes Bauwerk so viel Geld auszugeben.
Zumindest für Touristen ist der Triumphbogen heute sehr nützlich. Von ihm aus hat man nämlich einen tollen Blick auf den Jubelpark und das angrenzende Europaviertel.
Der Brüsseler Triumphbogen ist 50 Meter hoch
Atomium
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde Brüssel auch international zu einer bedeutenden Stadt. 1958 wurde es Sitz der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft (EWG), der Vorläuferin der Europäischen Union (EU). Im gleichen Jahr fand die Weltausstellung statt und Brüssel bekam ein neues Wahrzeichen: das Atomium – die 102 Meter hohe Darstellung eines Eisenmoleküls.
Eigentlich sollte das Atomium nach der Weltausstellung wieder abgerissen werden, aber weil es für eine solche Sensation gesorgt hatte, blieb es – und verwitterte. Zu seinem 50. Geburtstag 2008 wurde das Atomium vollständig renoviert und erstrahlt nun in blitzblankem Aluminiumglanz.
Das silbrig glänzende Atomium in Brüssel.
Europaviertel
Sehenswürdigkeit, aber keine Augenweide. Wo heute das Europaviertel steht, war früher einmal das gutbürgerliche Viertel Léopold – mit Jugendstilvillen und einem großen Park. Das heutige Europaviertel besteht zu großen Teilen aus endlosen Häuserschluchten. Ein Verwaltungsghetto, überfüllt am Tag und menschenleer bei Nacht.
Um die Gegend rund um die Rue de la Loi sowohl für Touristen als auch die Einheimischen wieder attraktiver werden zu lassen, wurde 2009 ein städtebaulicher Wettbewerb ins Leben gerufen, zu dem Vorschläge zur Neugestaltung des Viertels eingereicht werden konnten. Gewinner wurde der französische Architekt Christian de Portzamparc mit seinem Konzept des offenen städtischen Blocks.
Ein wenig Park ist noch da
(Erstveröffentlichung 2009. Letzte Aktualisierung 25.03.2019)
Quelle: WDR