Da sitzen Hausfrauen, Angestellte, Studenten und Rentner Rücken an Rücken in langen Reihen und starren auf hochkant aufgestellte Automaten, durch die Tausende kleiner Metallkugeln fallen. Allein das verursacht schon einen ohrenbetäubenden Lärm, hinzu kommen noch japanische Popmusik und Werbedurchsagen.
Außerdem erschwert dichter Zigarettenqualm das Atmen. Eine Atmosphäre, vor der der ausländische Besucher im ersten Moment fliehen möchte. Doch viele Japaner scheint das merkwürdige Spiel unwiderstehlich anzuziehen. Hier können sie, so paradox es klingen mag, entspannen und den Alltagsstress vergessen.
Fast überall in Japan gibt es Pachinko-Hallen, meist in der Nähe des Bahnhofs. In Tokio häufen sie sich vor allem in den Vergnügungsvierteln Shibuya und Ginza. Zu übersehen sind sie nicht: Blinkende Neonreklame und manchmal auch leicht bekleidete Mädchen, die unablässig durch Megaphone rufen, sollen Besucher anziehen.
Laute Pachinko-Werbung
30 Millionen Stammspieler und 20 Millionen Gelegenheitsspieler gibt es laut Schätzungen in Japan. Ein Wirtschaftszweig, in dem sich sehr viel Geld verdienen lässt. Das nutzen nicht nur japanische Geschäftsleute, sondern vor allem auch koreanische.
Die traurige Seite des Spiels: Wie bei jedem Glücksspiel gibt es auch bei Pachinko viele Süchtige, die ihr gesamtes Vermögen verspielen und sich von der Wirklichkeit abkapseln. Vor einigen Jahren gab es wiederholt Berichte von Müttern, die ihre Kinder in brütend heißen Autos vergessen haben, während sie Pachinko spielten. Viele dieser Kinder überlebten nicht.
(Erstveröffentlichung: 2008. Letzte Aktualisierung: 18.03.2020)
Quelle: WDR | Stand: 18.03.2020, 14:49 Uhr