Türkei

Von Tobias Aufmkolk (WDR)

Von der Schwarzmeerküste bis zum Mittelmeer

Bucht an der türkischen Mittelmeerküste mit Segelboot

Die anatolische Mittelmeerküste ist touristisch sehr gut erschlossen. Doch neben Bettenburgen wie Antalya, Alanya oder Side gibt es zahlreiche kleine Buchten, die nur übers Wasser erreichbar sind. Aus diesem Grund boomt der Segeltourismus an der türkischen Ägäis. Vom Segelschiff aus lassen sich die wenig berührten Abschnitte der Küste am besten genießen.

Die anatolische Mittelmeerküste ist touristisch sehr gut erschlossen. Doch neben Bettenburgen wie Antalya, Alanya oder Side gibt es zahlreiche kleine Buchten, die nur übers Wasser erreichbar sind. Aus diesem Grund boomt der Segeltourismus an der türkischen Ägäis. Vom Segelschiff aus lassen sich die wenig berührten Abschnitte der Küste am besten genießen.

Fast an die Südsee erinnert der Strand von Ölü Deniz an der lykischen Küste westlich von Antalya. Doch die traumhafte Lage der Lagune ist kein Geheimtipp mehr. In der Hochsaison tummeln sich hier jeden Tag Tausende von Touristen. Dann ist auch das Wasser nicht mehr so kristallklar wie außerhalb der Saison.

Dass es sich an der lykischen Küste hervorragend leben lässt, erkannte schon das namensgebende Volk der Lykier. Oberhalb der antiken Stadt Myra meißelten sie im 4. Jahrhundert vor Christus aufwändig gestaltete Gräber in die Felsen, deren prunkvolle Ausstattung vom Reichtum der damaligen Herrscher zeugt.

Die Burg Mamure Kalesi östlich der Stadt Anamur ist die am besten erhaltene Festung an der türkischen Mittelmeerküste. Ihr heutiges Aussehen erhielt sie im 12. Jahrhundert durch kleinarmenische Fürsten. Die Anlage diente ausschließlich zu strategischen Zwecken und war nie Sitz eines Herrscherpalasts. Die Moschee im Innenhof der Burg errichteten Osmanen erst im 19. Jahrhundert.

Im Gegensatz zur Mittelmeerküste ist die türkische Schwarzmeerküste touristisch deutlich weniger erschlossen. Vor allem ausländische Urlauber haben die kleinen Buchten und das oft türkisblaue Wasser noch nicht für sich entdeckt. Selbst in der Nähe von Großstädten wie Ordu finden sich nahezu unberührte Strandabschnitte.

Direkt südlich der türkischen Schwarzmeerküste erhebt sich das Pontische Gebirge. Der höchste Gipfel des niederschlagsreichen und dicht bewaldeten Gebirgszuges erreicht fast die 4000-Meter-Marke. An den ertragreichen Nordhängen werden vor allem Tee, Tabak, Haselnüsse und Oliven kultiviert.

Im Hinterland der Schwarzmeerküste liegt im engen Flusstal des Yesilirmak die seit mehreren tausend Jahren besiedelte Stadt Amasya. Trotz zahlreicher Zerstörungen konnte sich der Ort sein historisches Stadtbild erhalten – wie kaum eine andere Stadt in der Türkei. Die Ufer des Flusses sind mit Häusern aus osmanischer Zeit gesäumt. Oberhalb der Stadt sind Felsengräber aus der Antike und eine Burgruine zu bewundern.

Wie ein Adlerhorst schmiegt sich das vierstöckige Kloster Sumela in 1200 Metern Höhe an die Felsen. Im 4. Jahrhundert gegründet, entwickelte sich das 30 Kilometer von der Schwarzmeerküste entfernte Kloster im Laufe der Jahrhunderte zu einem der bedeutendsten Zentren der christlichen Marienverehrung. 1923 mussten die letzten Mönche die Türkei verlassen. Heute ist das Kloster für den Touristenansturm zwar wieder hergerichtet, doch nicht mit religiösem Leben gefüllt.

Die Kleinstadt Safranbolu, 90 Kilometer von der Schwarzmeerküste entfernt, war einst ein bedeutendes Kunsthandwerkzentrum. Ihren Reichtum verdankte die Stadt allerdings den umliegenden Safranfeldern, auf denen das kostbarste Gewürz der Welt geerntet wurde. Die von der Unesco zum Weltkulturerbe erklärte osmanische Altstadt ist als eine der wenigen historischen Städte im Norden Anatoliens in den 1970er Jahren liebevoll restauriert worden.

"Baumwollburg" – so wird der türkische Name des kleinen Ortes Pamukkale übersetzt. Und tatsächlich: Die nahe des Ortes gelegenen Kalksinterterrassen erinnern aus der Ferne an eine riesige Watteburg. Thermalquellen sind verantwortlich für das bizarre Aussehen. Das heiße Wasser reichert sich beim Durchsickern durch das Gestein mit Mineralien an, die an der Oberfläche abkühlen und erstarren.

Feuer, Wind und Wasser formten die bizarre Felsenlandschaft in Kappadokien – und verändern sie bis heute. Das weiche Tuffgestein, das durch vulkanische Eruptionen an die Erdoberfläche gelangte, lässt sich hervorragend bearbeiten. Schon vor mehr als 1500 Jahren trieben die ersten Bewohner ganze Höhlenstädte mit Kirchen und Wohnungen ins Gestein. Seit 1985 gehört die Felsenlandschaft um den Ort Göreme zum Unesco-Welterbe.

Götterthron – so wird der weithin sichtbare Kegel des Bergs Nemrut Dagi genannt. Auf den ersten Blick eine natürliche Form, ist der Kegel jedoch ein Meisterwerk menschlicher Baukunst. Der kommagenische Herrscher Antiochos I. ließ sich im 1. Jahrhundert vor Christus in 2150 Metern Höhe ein gewaltiges Grabmal bauen. Bewacht wird sein Grab von überdimensionalen, ursprünglich acht bis neun Meter hohen, mythologischen Figuren.

In Südostanatolien gibt es ein "Meer" im Landesinneren – so nennen zumindest die dort ansässigen Menschen den Van-See. Der See ist sieben Mal größer als der Bodensee und an manchen Stellen kann man das gegenüberliegende Ufer nicht ausmachen. Nahe des südlichen Ufers liegt idyllisch die kleine Insel Akdamar mit der armenischen Heiligkreuzkirche. Die im 10. Jahrhundert erbaute Kirche ist als einziges Bauwerk einer einst großen und prächtigen Stadt übrig geblieben.

In der baumlosen Steppenlandschaft nahe der armenischen Grenze stand einst die blühende, für ihre angeblich mehr als 1000 Kirchen berühmte Stadt Ani. 100.000 Menschen sollen hier im 11. Jahrhundert gelebt haben. Doch schon im 14. Jahrhundert war Ani Geschichte. Zahlreiche Kämpfe und ein Erdbeben ließen die Bewohner flüchten. Heute ist das Ruinenfeld von Ani Unesco-Weltkulturerbe. Einige der zahlreichen Kirchen wurden wieder ausgegraben.

Auf einer Felsnase in 2220 Metern Höhe erhebt sich der Ishak-Pascha-Palast über der weiten ostanatolischen Ebene. Doch nicht nur die Lage des im 17. Jahrhundert begonnenen Baus ist faszinierend. Auch die Ausstattung ist für eine Wehranlage eher untypisch. So findet sich im Inneren ein Stilmix aus osmanischen, persischen, armenischen, georgischen und barocken Einflüssen. Die türkische Regierung hat die Einmaligkeit der Anlage erkannt und lässt sie Schritt für Schritt restaurieren.

Ganz im Osten Anatoliens, in direkter Nähe zu den Grenzen von Armenien, Aserbaidschan und dem Iran, erhebt sich der 5137 Meter hohe Ararat. Der höchste Berg der Türkei ist ein ruhender Vulkan, um den sich zahlreiche Legenden ranken. So soll einigen Bibelinterpretationen zufolge Noah mit seiner Arche an den Hängen des Vulkans gestrandet sein. Wissenschaftliche Belege dafür gibt es nicht und so machen sich zahlreiche Gipfelstürmer nebenbei oder hauptberuflich auf die Suche nach dem sagenumwobenen Schiff.

Stand: 22.06.2020, 11:34 Uhr

Darstellung: