Lissabon

Azulejos – Fliesen auf Portugiesisch

In Lissabon sieht man die kunstvollen Azulejos-Fliesen überall – an Häuserwänden, in Metrostationen und auf Parkbänken. Selbst ein kleines Museum ist ihnen gewidmet. Dabei haben die Azulejos ihren Ursprung gar nicht in Portugal.

Von Christiane Tovar

Kleine Kunstwerke

Die Mauren schmückten ihre Bauwerke mit den Fliesen zunächst in Spanien. Dass die Azulejos dann später auch in Portugal produziert wurden, geht auf König Manuel I. zurück. Er bestellte sie, um einen seiner Paläste damit zu schmücken. Daraufhin entwickelten sich die quadratischen Kacheln zum Exportschlager.

Das Wort Azulejos kommt nicht – wie man vielleicht vermuten könnte – vom portugiesischen Wort "azul" für blau, sondern aus dem Arabischen. Der Begriff leitet sich von "al zuléija" ab, was so viel wie "poliertes Steinchen" bedeutet.

Bei den ursprünglichen Azulejos trennten kleine Stege und Gräben die einzelnen Flächen. Sie verhinderten, dass die Farben ineinanderliefen, und verliehen den Fliesen eine reliefartige Oberfläche. Später gab es gegen das Verlaufen eine spezielle Unterglasur.

Die ersten Azulejos kamen im 14. Jahrhundert nach Portugal. Sie waren ausschließlich mit Ornamenten bemalt. Später kamen gegenständliche Bilder dazu. Motivideen dafür brachten die portugiesischen Seefahrer mit. In den folgenden Jahrhunderten richteten sich die Dekore der Azulejos immer auch nach den aktuellen Stilrichtungen.

Szenen für die Nachwelt

1700 entstand eines der beeindruckendsten Kunstwerke aus den kleinen Fliesen: das fast 23 Meter lange "Grande Panorama de Lisboa". Es zeigt die portugiesische Metropole vom Tejo aus. Die Künstler haben die Stadt mit all ihren Details festgehalten.

Das "Fliesengemälde" trug deshalb auch dazu bei, dass Lissabon nach dem großen Erdbeben von 1755 in großen Teilen originalgetreu wieder aufgebaut werden konnte.

Azulejos gehören in Lissabon zum Alltag | Bildquelle: Imago/Rainer Unkel

Heute lässt sich die Stadtansicht im "Museu Nacional do Azulejo" bestaunen. Das Erdbeben wirkte sich auch auf die Produktion der Azulejos aus. Beim Wiederaufbau fanden sie in großer Menge ihren Platz an Hausfassaden und anderen Bauwerken.

Azulejos en masse

Im 19. Jahrhundert machte es der Siebdruck möglich, dass Azulejos industriell hergestellt werden konnten. Die Folge: Sie schmückten nun nicht mehr nur Paläste und Fassaden der Bürgerhäuser, sondern auch Fabrikgebäude und Mietskasernen.

Gerade weil die Azulejos so weit verbreitet sind, kann man an ihnen auch den Verfall der Stadt beobachten. Kritiker beklagen, dass es keinerlei Konzepte gebe, um die Kunstwerke an den Fassaden zu erhalten.

Auch Ornamente sind beliebte Motive | Bildquelle: Mauritius/Markus Shimizu

Doch es gibt einen Ort in Lissabon, der ein wahres Mekka für Azulejos-Fans ist: die Metro. Seit 1959 gestalten namhafte Künstler die einzelnen Stationen. Die Haltestelle Oriente zum Beispiel schmücken bunte organische Formen von Friedensreich Hundertwasser.

(Erstveröffentlichung 2010. Letzte Aktualisierung 21.04.2021)