Wer zu Zeiten der Adligen im 18. Jahrhundert einen von der Sonne gebräunten Teint hatte, musste sein tägliches Brot offenbar wie ein Bauer mit harter Arbeit im Freien verdienen. Um also auf keinen Fall bäuerlich zu wirken, schützten sich die edlen Damen und Herren bei jedem Gang nach draußen mit Schirmen und Hüten vor den unbarmherzigen Sonnenstrahlen oder blieben lieber gleich in ihren Palästen.
In den Mittelmeerländern hatte es der Adel klimabedingt besonders schwer, die vornehme Blässe zu erhalten. Der Begriff "blaues Blut", zu spanisch "sangre azul", stammt aus dem Kastilien des Mittelalters. Die kastilischen Aristokraten hatten aufgrund ihrer Abstammung von den Westgoten bereits von Natur aus einen hellen Teint. Verstärkt wurde diese Tendenz zur Blässe noch durch Hochzeiten mit nordischen Adelshäusern.
Diese genetischen Voraussetzungen und die stetige Flucht vor der Sonne bewirkten, dass die Adern der gekrönten Häupter bläulich durch die blasse Haut schimmerten. So lag die Vermutung der braungebrannten Bauern nahe, dass durch diese Adern blaues Blut fließen müsse.
Tatsächlich kommt diese Färbung bei blassen Menschen aber dadurch zustande, dass der kurzwellige blaue Farbanteil des Tageslichts durch die Haut dringt und von den Adern reflektiert wird. Der langwellige rote Anteil wird dagegen von der Haut und vom Blut absorbiert.
(Erstveröffentlichung: 2007. Letzte Aktualisierung: 08.03.2021)
Quelle: WDR