"Höhlenmenschen"
Auch wenn es das Wort "Höhlenmensch" gibt: Unsere Vorfahren waren eigentlich nur Höhlenbesucher. Am liebsten hielten sie sich draußen auf. Den Schutz der Höhle suchten sie nur, wenn es zu kalt wurde oder wenn sie ein frisch erlegtes Tier zubereiten wollten.
Allerdings fand man auch Spuren unserer Vorfahren, die tief in die Höhle vorgedrungen waren. In der Höhle von Niaux etwa, in den Pyrenäen, entdeckte man 772 Meter vom Eingang entfernt einen Saal voller Bilder, die von Urzeitmenschen an die Höhlenwand gemalt worden waren.
Höhlenmalerei, Skelelette, Werkzeug oder Fuß- und Handabdrücke sind die deutlichsten Spuren von "Höhlenmenschen". Diese Spuren haben sich im Schutz der Höhlen besonders gut erhalten. Doch das heißt nicht, dass die Menschen immer dort lebten.
Heute helfen uns diese Funde, Aufschlüsse über ihr Leben zu bekommen. Und über das Leben anderer Lebewesen, die ebenso die Höhlen zum Schutz aufsuchten.

Schon unsere Vorfahren suchten den Schutz der Höhle
Tierische Höhlenbesucher
Auch viele Tiere nutzten und nutzen Höhlen nur zeitweise: zum Überwintern oder um ihre Jungen aufzuziehen. Ein ganzes Leben in einer Höhle wäre für sie undenkbar. Erstens fänden sie hier keine Nahrung, zweitens brauchen auch sie wie die Menschen das Licht zum Leben.
Zu den bekanntesten tierischen Höhlenbesuchern der Urzeit gehört sicherlich der Höhlenbär. Auch Spuren des Höhlenlöwen, der Höhlenhyäne und des Mammuts finden sich in Höhlen. Doch selbst die Fledermaus lebt nicht die ganze Zeit über in Höhlen. Sie nutzt die Höhlen wegen der gleichmäßigen Temperatur vor allem als Winterquartier.
Die Dunkelheit macht Fledermäusen nichts aus, denn sie verfügen über ein ausgeklügeltes Ultraschallsystem, mit dem sie sich orientieren können und über ein ausgezeichnetes akustisches Gedächtnis. Doch im Sommer verlassen auch sie die Höhlen und suchen andere Quartiere auf.

Fledermäuse sind häufige Höhlengäste
Echte Höhlentiere
Wissenschaftler bezeichnen nur wenige Tiere als "echte Höhlentiere". Das sind solche, die wir Höhlenbesucher kaum wahrnehmen, zum Beispiel der Höhlenflohkrebs oder die Höhlenassel.
Die Tiere haben sich im Laufe der Zeit dem Leben in Höhlen angepasst. Bei einigen von ihnen fehlt fast vollständig die Pigmentierung, die notwendig wäre, um sich vor der Sonneneinstrahlung zu schützen.
Auch in ihrer Nahrung müssen sie sich sehr reduzieren, denn die Höhle hat nicht viel zu bieten: Nur einige Pilze, Bakterien oder Einzeller dringen von außen in die Höhle ein. Menschen könnten davon nicht überleben.
Ein echtes Höhlentier ist zum Beispiel der Grottenolm, den man in den ausgedehnten Karstgebieten in Slowenien antreffen kann – jedenfalls wenn man viel Zeit und Geduld mit sich bringt, denn der Grottenolm ist äußerst lichtscheu.

Der Grottenolm hat sich perfekt an das Höhlenleben angepasst
Etwa 20 bis 30 Zentimeter ist er lang, vollkommen bleich und hat die Form eines Aals, mit kleinen Armen und Beinen am Kopf und am Schwanzende. Direkte Verwandte hat er nicht. Am ehesten ist er noch mit dem Furchenmolch verwandt, doch seine oberirdisch lebenden Vorfahren sind alle ausgestorben.
Kein Wunder also, dass dieses rätselhafte Wesen früher zur Sagenbildung führte. Ein junger Lindwurm sei es, aus dem einmal ein Drache wachsen würde, so lautet die Sage.
Höhlenkult
Höhlen besaßen schon immer etwas Mystisches, sie bedeuteten Schutz und Gefahr zugleich. So waren sie auch seit jeher Thema in der Literatur, in Märchen, Sagen und Religionsüberlieferungen. Schon die alten Griechen erzählten, dass Zeus in einer Höhle geboren worden sei.
Und möglicherweise erging es Jesus Christus nicht anders, denn zur Zeit seiner Geburt wurden Ställe oft in Höhleneingängen gebaut.
Zu fast allen Zeiten und in fast allen Kulturen haben und hatten Höhlen eine große Bedeutung. Doch nicht immer sind es segensreiche Höhlen: Schließlich liegt laut der Sage auch das Totenreich Hades in den dunklen Hallen der Unterwelt und im Märchen sind Drachen und andere Ungetüme oft in Höhlen zuhause.
(Erstveröffentlichung: 2003. Letzte Aktualisierung: 01.04.2020)
Quelle: WDR