Frosch, Kröte, Unke?
Der Laie unterscheidet im Allgemeinen Frösche und Kröten – doch wissenschaftlich betrachtet liegt er damit oft daneben. Kröten sind in der Regel vom Körperbau her plumper als Frösche. Ihre Hinterbeine sind nicht sehr viel länger als ihre Vorderbeine, daher laufen sie und springen nicht. Kröten sind Landtiere, die das Wasser nur zur Eiablage aufsuchen.
Doch auch hier bestätigen Ausnahmen die Regel, so dass eine wissenschaftliche Trennung der Arten wenig Sinn macht. Frösche, Kröten und Unken – und die entsprechenden Unterfamilien – zählen zu den Froschlurchen. Froschlurche bilden zusammen mit den Schwanzlurchen, zu denen etwa der Salamander oder die Molche gehören und den Schleichenlurchen (Blindwühlen) die drei Gruppen der Amphibien.
Man geht davon aus, dass sich die heutigen Formen der Frösche ab dem Jura vor etwa 130 Millionen Jahren entwickelt haben. Die ersten Vorfahren dürften Knochenfische gewesen sein, wie etwa die Quastenflosser oder die Lungenfische, die bereits vor 400 Millionen Jahren lebten.
Vermutlich haben sich aus den speziellen Brust- und Bauchflossen dieser Tiere, die ein mit Muskulatur versehenes Skelett besitzen, im Laufe der Evolution Beinpaare entwickelten, die den Tieren den Wechsel vom Wasser ans Land ermöglichten. Während sich aus diesen ersten Amphibien die Landtiere entwickelten, blieben die Amphibien selbst bis zum heutigen Tag ans Wasser gebunden.
Die Zauberhaut
Frösche haben im Laufe ihrer Entwicklungsgeschichte die verschiedensten Lebensräume erobert. Ihre enorme Anpassungsfähigkeit verdanken sie in erster Linie ihrer Haut. Das größte Organ ihres Körpers gibt es in nahezu allen Farben und Formen – und alle Variationen haben einen ganz bestimmten Sinn.
Bei einigen Arten, zum Beispiel dem asiatischen Zipfelfrosch, dient die Haut der Tarnung: Dieser Frosch lässt sich von einem Laubblatt erst bei ganz genauem Hinsehen unterscheiden.
Bei der Rot- oder auch der Gelbbauchunke, die auch in Europa lebt, dient die Haut der Abschreckung. Bei Gefahr wirft sie sich auf den Rücken und zeigt ihre rot beziehungsweise gelb gescheckte Unterseite – eine Warnung an alle Feinde. Die Signalfarben bedeuten im Tierreich: Vorsicht! Ich bin giftig! Ähnliches gilt auch für die quietschbunten Pfeilgiftfrösche aus Südamerika.
Ganz anders dagegen beim Maki-Greiffrosch: Er lebt in den extrem heißen Tropen Südamerikas. Spezielle Drüsen in seiner Haut produzieren ein fettiges Sekret, das fast wie Sonnencreme wirkt. Diese Fettschicht schützt ihn vor Austrocknung und erlaubt ihm stundenlanges Sonnenbaden.
Bei der Aga-Kröte dagegen ist die Haut ledrig und warzig. Aus mächtigen Drüsen am Kopf sondert sie bei Gefahr ein giftiges Sekret ab. An diesem Gift können Haustiere wie zum Beispiel Hunde oder Katzen sterben.
Globetrotter
Froschlurche besiedeln beinahe die gesamte Erde, mit Ausnahme der Polarregionen und der Extremwüsten. Es gibt Arten, die in Gewässern nahe dem Gefrierpunkt ablaichen und solche, die heiße Quellen mit 35 Grad Celsius als Laichgewässer bevorzugen.
Die Mehrzahl lebt jedoch in gemäßigten Zonen, vor allem in den feuchtwarmen Gebieten Südamerikas. Allein im brasilianischen Araukarienwald leben 700 verschiedene Arten.
In unseren gemäßigten Breiten ist die Vielfalt dagegen eher gering. In Deutschland sind es 14 Froschlurcharten, plus eine eingeschleppte: der aus Amerika stammende Ochsenfrosch.
Überlebensstrategien
Froschlurche haben im Laufe der Jahrmillionen interessante Überlebensstrategien entwickelt. Hoch spezialisierte Arten können auch längere Trockenheiten durch tiefes Eingraben im Wüstenboden überdauern.
Ein körpereigener Wasserverlust von nahezu 50 Prozent stellt für sie kein Problem dar, während andere Amphibien einen Wasserverlust von 25 bis 30 Prozent nicht überleben. Durch die Verlagerung der Aktivitätszeiten in die Nacht schränken die meisten Amphibien ihren Wasserverlust ein.
Einige afrikanische Froscharten können volle Sonneneinstrahlung und Temperaturen bis zu 50 Grad Celsius ertragen. Hierzu verkleinern die Tiere ihre Körperoberfläche, indem sie ihre Extremitäten dicht an den Körper anlegen. Zusätzlich ändert sich die Körperfarbe in weiß, wodurch die Lichtreflektion erhöht wird.
Wahrscheinlich wird hier auch die Wasserkühlung, beziehungsweise Verdunstung, der Pflanze ausgenutzt. Nachtaktive Tiere entziehen sich durch ihre Lebensweise den Gefahren des Gefressenwerdens, da die meisten ihrer Feinde wie zum Beispiel Vögel und Reptilien tagaktiv sind.
Bedrohte Vielfalt
Frösche sind auch biologische Indikatoren. Das heißt, dass sie durch ihre besondere Lebensweise sowie aufgrund ihrer dünnen, durchlässigen Haut sehr schnell auf Umweltveränderungen reagieren. Es gibt heute über 5000 bekannte Froscharten und pro Jahr werden einige neue Arten entdeckt.
1973 wurde beispielsweise der Australische Magenbrüterfrosch (lat. Rheobatrachus silus) entdeckt. Bei dieser Art entwickelt sich der Nachwuchs der Tiere im Magen der Mutter. Die Jungtiere spuckt sie dann einfach aus. Doch schon bald nach der Entdeckung dieser "Frosch-Sensation" brachen die Bestände dramatisch ein – auch in unberührten Lebensräumen. 1981 fand man nur noch ein Tier im Freiland. 1984 starb das letzte in Gefangenschaft.
Das Schicksal des Magenbrüterfrosches ist nur eines von vielen Beispielen. Im Jahr 1989 sprachen Frosch-Forscher auf einer international einberufenen Konferenz zum ersten Mal vom "globalen Froschsterben".
In der Folge wurde 1991 unter dem Dach der Internationalen Naturschutzvereinigung (IUCN) sogar eine Zentrale gegründet: die Declining Amphibian Populations Task Force (DAPTF). Sie bietet Wissenschaftlern und sonstigen Interessierten eine Plattform und vernetzt alle gesammelten Daten, die den Rückgang der Amphibien und mögliche Gründe dafür dokumentieren.