Jagd als Nahrungserwerb
Im Lauf der Jahrtausende nahm die Jagd entscheidend Einfluss auf die menschliche Kultur. Durfte früher noch jeder ein Tier erlegen, wurde die Jagd im Feudalismus zu einem Zeichen der Adelsprivilegien und der vermeintlich gottgewollten Ständeordnung.
Die Jagd ist so alt wie die Menschheit selbst. Unseren Vorfahren diente sie zuerst als Nahrungserwerb. Fleisch stand ganz oben auf dem Speisezettel, Felle dienten als Kleidung und aus den Knochen machten die ersten Menschen Waffen und Schmuck.
Mit der Sesshaftwerdung der Menschen, der Haltung von Haustieren und der Urbarmachung des Bodens wurden Viehzucht und Ackerbau zur bestimmenden Ernährungsgrundlage. Die Jagd verlor ihre ursprüngliche Funktion.
Jagd im Mittelalter
Im Mittelalter richteten die Landesherren auf ihren Territorien sogenannte Bannforste ein. Die Jagd gehörte zu den bevorzugten Vergnügungen der adligen Herrscherhäuser.
Unterschieden wurde zwischen Pirsch, Parforce, Hetz-, Lock- und Treibjagd. Und erlegt wurde so ziemlich alles, was sich im Wald bewegte: Rotwild, Schwarzwild, Hasen, Füchse, Bären und Wölfe.
Selbst Lappjagden, bei denen man das Wild vor herunterhängenden Lappen im Wald zusammentrieb, oder die Jagd mit Fallgruben und Netzen waren bekannt und beliebt. Die Hege und Pflege der Wälder übernahmen die Förster.
Jäger unterhalten sich in ihrer eigenen Sprache
Zur gleichen Zeit entstand der Jägerberuf. Wie alle Zünfte entwickelten auch die Grünröcke eine eigene Fachsprache, die sogenannte Waidmannsprache. Sie nahm Situationen und Handlungen aus dem Alltag der Jäger auf und beschrieb sie kraftvoll und in starken Bildern.
Die Jägersprache griff bildlich auch die Reaktionen der Tiere und die Körperteile des Wildes auf. Das Jägerlatein hat seine eigene Logik, die sich Unkundigen nicht sofort vermittelt. Hierher gehört die Tradition der "Brüche", Zeichen, die der Jäger durch abgebrochene Zweige im Wald darstellte.
Die Tradition der Brüche ist im Handyzeitalter überflüssig geworden. Früher waren die Brüche überlebenswichtig. Vor allem in entlegenen Bergregionen machten Warnbrüche den Jäger auf Gefahren aufmerksam.
Einzig die Brüche beim Erlegen von Wild werden heute noch aus Respekt vor dem Tier ausgeführt, wie beispielsweise "den letzten Bissen", bei dem der Jäger dem toten Reh einen Zweig ins Maul legt.
Jagd in der frühen Neuzeit
Ab der frühen Neuzeit beschränkte der Landesfürst sein Jagdrecht nicht nur auf die markierten und bekannten Bannforste wie bisher, sondern wollte die Jagd auf die Wälder seines ganzen Territoriums ausdehnen.
Mit der Herausbildung des hohen und niederen Adels entwickelte sich parallel auch eine Einteilung der Jagd in hohe und niedere Jagd ergab. Hase, Reh und Fasan durften als Niederwild vom niederen Adel erlegt werden, während die Jagd auf Hirsch und Wildschwein entsprechend dem Hochadel vorbehalten blieb.
Nicht zuletzt führte die übertriebene Jagdleidenschaft mancher Landesfürsten zu Schäden an Äckern und Wiesen.
Die Bauern mussten aufgrund des ungezügelten Jagdfiebers ihrer Landesherren oft Hunger leiden, da die durch Feld und Flur reitende Jagdgesellschaft oftmals die Saat oder Ernte auf den Äckern zerstörte. Auch wurden die leibeigenen Bauern gezwungen, Jagdfrondienste bei ihren Herren abzuleisten.
Wilderer, oftmals arme Bauern des Landstriches, die gegen das Jagdrecht ihres Herrn verstießen, bekamen die gesamte Härte des Gesetzes zu spüren. Im schlimmsten Fall musste ein Wiederholungstäter mit der Todesstrafe rechnen.
Die bedrückende Situation der Bauern barg schließlich auch politischen Sprengstoff.
Anfang des 16. Jahrhunderts kam es zu den Bauernkriegen. Der Historiker Thomas Nipperdey bemerkte dazu: "Wer bereitete eigentlich die Revolution vor? Die Hirsche und Rehe taten es, welche nachts in den Kornfeldern weideten; sie waren es, die dem armen Bauersmann die ersten liberalen Ideen einpflanzten."
Die Jagd vom 19. Jahrhundert bis heute
In Deutschland blieb es bis 1848 bei der bekannten Feudaljagd. Erst im Zusammenhang mit der Revolution von 1848/49 und der Paulskirchenverfassung gelang es der ersten demokratischen Regierung in Deutschland, die feudalen Jagdrechte auf fremdem Grund und Boden abzuschaffen.
Mit der Erweiterung des Gesetzes durch eine Initiative Preußens 1850 war die Jagd an den eigenen Grundbesitz gebunden. Eine Mindestfläche – heute sind es 75 Hektar – war vonnöten, um das Jagdrecht ausüben zu können.
In den 1920er-Jahren kam es auf Länderebene zu neuen Regelungen des Jagdrechtes. Unter anderem darf auf Rehwild nicht mehr mit Schrot geschossen werden.
Die konventionelle Jagd sieht ihre heutige Funktion in der nachhaltigen Hege und Pflege des Waldes. In der Jagd sehen die Jagdverbände eine naturnahe Nutzung des Wildbestandes für den Menschen.
Außerdem reguliere die Jagd die Zahl des Wildes und leiste so ihren Beitrag zum Schutz des Waldes vor Verbiss. Jagdgegner halten ihnen Heuchelei vor, da durch Zufütterung der Wildbestand extra hoch gehalten werde, um ein Argument für die Jagd parat zu haben.