Manager für ein besseres Zusammenleben
Der Wolf findet in Deutschland beste Lebensbedingungen vor: Er ist sehr anpassungsfähig und braucht keine menschenverlassene Wildnis. Er kommt in den Kulturlandschaften hierzulande bestens zurecht.
Wölfe ernähren sich vor allem von Rehen, Hirschen und Wildschweinen und die gibt es in Deutschland im Überfluss. Das bedeutet: Der Mensch muss dem Wolf keinen neuen Lebensraum schaffen.
Dennoch ist es wichtig, dass die Rückkehr der Wölfe von einem wohldurchdachten Wolfsmanagement begleitet wird. Das Ziel ist es, dass die Bevölkerung wieder lernt, mit dem Wolf zusammenzuleben.
Das Wolfsmanagement in Deutschland besteht aus drei Säulen: Lobbyarbeit für die Wölfe, Erfassung und Erforschung der bestehenden Wolfsrudel und Schutz der Nutztiere.
Lobbyarbeit für die Wölfe
Wenn Wölfe in Deutschland wieder heimisch werden sollen, muss ihre Anwesenheit von der Bevölkerung akzeptiert werden. Denn wenn sich die Tiere in der Nähe bewohnter Gegenden ansiedeln, kommen Ängste hoch: Kann ich noch bedenkenlos im Wald spazieren gehen? Droht Gefahr, wenn ich mein Kind im Garten am Waldrand spielen lassen? Kann ich meinen Hund ohne Leine durch ein Wolfsrevier laufen lassen?
In dieser Situation ist es wichtig, dass für die Menschen sofort ein Ansprechpartner da ist. Mit ein wenig Aufklärung können die meisten Bedenken schnell ausgeräumt werden. Sicher ist: Der Wolf ist sehr scheu und meidet den Menschen. Nur selten bekommen Menschen Wölfe überhaupt zu Gesicht.
Ein gesundes Tier greift niemals einen Menschen an, denn der Mensch gehört nicht zum Beutespektrum des Wolfs. Da die Tollwut in unseren Breiten ausgerottet ist, muss auch niemand einen kranken Wolf fürchten. In Wolfsterritorien ist es allerdings ratsam, seinen Hund anzuleinen.
Erfassung und Erforschung der bestehenden Wolfsrudel
Wo gibt es Wölfe? Was fressen sie? Wohin wandern sie? Das sind Fragen, die Wolfsmanager herausfinden müssen. Sobald es geschneit hat, gibt es für sie viel Arbeit. Im Schnee lassen sich die Spuren der Wölfe am besten finden und verfolgen. Auf diese Weise können Forscher eine Bestandsaufnahme machen, wie viele Tiere in einer Gegend inzwischen leben.
Doch auch ohne Schnee gibt es einiges zu tun: Spuren können auch in der Erde und im Sand gelesen werden. Außerdem ist es wichtig, den Kot der Wölfe zu finden: Damit können die Forscher herausfinden, was und wie viel die Tiere gefressen haben. Zudem können mit Kot – und mit Wolfshaaren – DNA-Analysen gemacht werden. So können die Forscher einzelne Individuen zuordnen und die Verwandtschaftsverhältnisse in der Wolfspopulation ermitteln.
Die Wolfsmanager setzen gerne auch Fotofallen ein. Die Sensoren der Geräte reagieren auf Bewegung und Wärme und schießen ein Bild (manche auch einen Film), sobald sich etwas bewegt. Mit diesem Material können die Forscher auf einfache Art herausfinden, mit welchen Individuen sie es zu tun haben.
Doch auch mit all diesen Mitteln können die Wildtiermanager nur sehr schwer die Wanderwege der Wölfe nachvollziehen. Das lässt sich wesentlich besser per Telemetrie herausfinden. Einzelne Tiere werden eingefangen und betäubt. Sie bekommen ein Halsband mit einem Sender umgelegt und werden dann wieder freigelassen. Funksignale verraten den Forschern, wo sich die Tiere aufhalten.
Wolfsrudel sind nicht leicht zu finden
Schutz der Nutztiere
Schafe und Ziegen gehören zur natürlichen Beute der Wölfe. Begegnen sie einer Herde dieser Nutztiere, dann erscheint sie ihnen wie ein "gedeckter Tisch" – ähnlich wie uns Menschen auch. Sobald Wölfe in eine Gegend einwandern, müssen sich Schäfer und Ziegenhalter darauf einstellen.
Erfahrene Wolfsmanager können sie beraten, welche Schutzmaßnahmen sie ergreifen müssen. So sollten etwa spezielle Elektrozäune um die Weiden herum gezogen werden. Bewährt haben sich außerdem Herdenschutzhunde.
Ein Hirtenhund – der beste Schutz für eine Herde
(Erstveröffentlichung 2014. Letzte Aktualisierung 02.09.2019)
Quelle: SWR