Wo brauchen wir die Logistik?
Möglichst schnell und günstig: Das ist das Ziel, egal ob Güter per Raumfähre zum Mond gebracht werden sollen oder Proben in einem Krankenhaus vom Patienten zum Labor gelangen müssen.
Die Logistik ist in vielen Ländern in den vergangenen Jahren noch wichtiger geworden. Denn bei den Lohn- und Produktionskosten sind kaum noch Einsparungen möglich, aber bei Transport und Lagerung sehr wohl. Diese Kosten können heute über die Überlebensfähigkeit eines Unternehmens mit entscheiden.
Auch unser Alltag wird von logistischen Fragen bestimmt: Wie schnell gelangen unsere Lebensmittel vom Anbaugebiet in den Supermarkt? Wie lange und wo stehen wir im Stau? Wie schnell und zu welchen Kosten können wir Briefe und Pakete verschicken?
Geschichte der Logistik
Ursprünglich stammt der Begriff Logistik aus dem Militärwesen: Schon in der Antike war es sehr wichtig für Feldherren, den Nachschub für die eigenen Truppen so gut wie möglich zu organisieren. Vor allem die Herrscher des Römischen Reichs waren Meister der Logistik.
Die berühmten Römerstraßen etwa dienten vor allem der schnellen Truppenbewegung. Sie ermöglichten es den Soldaten, für damalige Verhältnisse sehr schnell von einem Teil des Reichs in einen anderen zu ziehen.
Auch die Versorgung des Militärs mit Waffen und Nahrungsmitteln konnte über das Straßennetz viel schneller organisiert werden als in den Jahrhunderten zuvor.
Auch in der Gesellschaft setzten die Römer Maßstäbe für die Logistik: Das Verkehrswesen der Stadt wurde bereits damals mit Verkehrszeichen, Regeln, Ein- und Ausfahrtverboten so organisiert, dass die Verkehrsströme in der Stadt nicht permanent kollabierten.
Ähnlich wie den Verkehrsexperten von heute war es aber auch den Römern letztendlich nicht möglich, das ausufernde Aufkommen von Wagen und Karren in der Stadt in den Griff zu bekommen.
Hervorragend klappte dagegen die Wasserversorgung – auch dies eine logistische Leistung: Die schwer handhabbare Ware Wasser musste über große Strecken schnell transportiert werden, um die römischen Thermen zu füllen.
Durch immensen Bauaufwand und große Ingenieursleistungen wurde die römische Wasserversorgung zu einem Modell, das selbst heute in vielen Ländern noch konkurrenzfähig wäre.
Solche Leistungen sind aber nicht nur der Genialität römischer Logistiker zu verdanken. Die Antike hatte auch große Ressourcen zur Verfügung, die heute undenkbar wären, vor allem Heerscharen an Sklaven.
Die meisten logistischen Leistungen der frühen Vergangenheit wären ohne sie nicht denkbar, wie etwa der Bau der Pyramiden. Transport, Organisation und Lagerung der riesigen Steinblöcke waren perfekt geplant – doch ohne den massenhaften Einsatz von Sklaven wäre der Bau der Pyramiden nicht möglich gewesen.
Direkte und indirekte Kosten
Doch zu den Kosten der Logistik zählen nicht nur die direkten Transportkosten. Bei einem Transport mit dem LKW sind diese häufig nicht sehr hoch – doch dazu kommen noch die Kosten, die ein solcher Transport indirekt verursacht. Die Nutzung von Autobahnen, die Schädigung der Umwelt, die Verschwendung von Arbeitszeit durch Staus auf den Autobahnen – diese teuren Nebeneffekte sind nicht vollständig in Benzinpreise, Steuern und Abgaben eingerechnet.
Viele Logistikunternehmen rechnen damit, dass sich dies in Zukunft ändern könnte und versuchen sich durch veränderte Konzepte darauf einzustellen.
Solche Problemstellungen, bei denen Warentransporte und Kosten miteinander ins Verhältnis gesetzt werden, sind typische Logistik-Aufgaben. Während der Verkehr noch einigermaßen berechenbar ist, können die Produktionsabläufe in einem Unternehmen sehr viel komplizierter sein.
Wenn für ein bestimmtes Produkt Hunderte von Arbeitsschritten notwendig sind, an denen eine Vielzahl unterschiedlicher Maschinen beteiligt ist, dann muss der Logistiker herausfinden, welchen Effekt eine Veränderung an einer bestimmten Stelle im Produktionsablauf haben könnte.
Es ist zum Beispiel durchaus möglich, dass eine Maschine, die Bleche fünf Prozent langsamer verschweißt als ein zehn Prozent teureres Konkurrenzmodell, den Gesamtablauf um 20 oder sogar 30 Prozent verlangsamt – in Wahrheit also keineswegs kostengünstiger wäre.
Oft ist es ausgesprochen, kompliziert Modelle zu finden, mit denen sich genaue Vorhersagen für Produktionsabläufe treffen lassen. Logistiker versuchen, mit mathematischen Simulationen zumindest annäherungsweise Abläufe zu beschreiben.
Rund um die Welt
Auch beim weltweiten Warenhandel gibt es viele komplexe Fragestellungen an die Logistik. Schließlich werden viele Waren heute im Lauf ihrer Produktion quer um den Globus geschickt, bis sie schließlich beim Verbraucher ankommen.
Eine einfache Jeanshose etwa kann zahlreiche internationale Stationen durchlaufen: Ein in den USA entworfenes Modell benötigt Stoff, der aus usbekischer Baumwolle stammt, die in Belgien gewebt und gefärbt wird.
Die Hosen selbst werden vielleicht auf Malta zugeschnitten und in Polen genäht – deutsche Betriebe liefern die Knöpfe, die Steine für die "Stone washing"-Behandlung der Jeans stammen aus der Türkei.
In Frankreich wird die Hose anschließend gewaschen und konfektioniert. Viele Kleidungsstücke werden so produziert – auch wenn sich allmählich ein Trend hin zu kürzeren Transportwegen abzeichnet.
(Erstveröffentlichung: 2009. Letzte Aktualisierung: 08.10.2019)